>Monsanto< und Patente auf Schweine

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5820
Gelöschter Benutzer

>Monsanto< und Patente auf Schweine

von 5820 am 30.03.2010 11:05

Wer meint,>Monsanto< und die anderen Großunternehmen des GVO-Agrobusiness würden bei ihren Geschäften von Wohltätigkeit und dem Willen zur Bekämpfung des Welthungers getrieben, der wäre vielleicht gut beraten, sich einmal genauer anzusehen, wie der »Monsanto«-Konzern sich bestimmte Zuchtschweine und deren Ferkel patentieren lassen will. Das GVO-Unternehmen (GVO steht für gentechnisch veränderte Organismen) will die Kontrolle über die gesamte weltweite Versorgung mit Grundnahrungsmitteln erreichen und die Nahrungskette monopolisieren. Wir sollten uns ernsthaft fragen, ob wir so etwas zulassen sollten.

Im Jahr 2005 hat >Monsanto< bei der Internationalen Patentbehörde WIPO (die für geistiges Eigentum und internationale Patentvereinbarungen zuständige UN-Organisation) in Genf ein Patent auf Zuchtherden von Schweinen und deren Nachkommen gestellt. Der Forscher Christopher Then, ein Experte für GVO-Patente, schrieb damals: »Wenn diese Patente erteilt werden, kann Monsanto Züchter und Bauern mit rechtlichen Mitteln daran hindern, Schweine zu züchten, deren Charakteristika in dem Patentanspruch beschrieben werden, oder sie zur Zahlung von Patentgebühren zwingen. Es ist ein erster Schritt in Richtung auf genau die Art von Kontrolle eines Konzerns über eine Tierart, die Monsanto schon jetzt höchst aggressiv für Saatgut und bestimmte Pflanzenarten ausübt.

In meinem Buch Saat der Zerstörung: Saat der Zerstörung: Die dunkle Seite der Gen-Manipulation beschreibe ich die politischen Beziehungen von Monsanto, DuPont oder Dow zur US-Regierung, zum Pentagon und zum US-Landwirtschaftsministerium sowie die Spur von Todesfällen, Lügen, Vertuschung und offiziellen Schmiergeldern, mit denen der gefährliche Plan zur völligen Kontrolle der weltweiten Nahrungskette verwirklicht werden soll. Bis vor Kurzem richtete sich die Aufmerksamkeit vorrangig auf die Kontrolle über wesentliches Saatgut in der Nahrungskette – Reis, Sojabohnen, Mais, aber auch Baumwolle und Zuckerrüben. Jetzt wird versucht, diese Kontrolle auf Nutztiere wie Schweine auszuweiten.

Monsanto listet über 160 Länder auf, in denen die Patente gelten sollen, darunter ganz Europa, die Russische Föderation, Asien (Indien, China, die Philippinen), Amerika (USA, Brasilien, Mexiko), Australien und Neuseeland. Die WIPO selbst kann nur die Anträge entgegennehmen, aber keine Patente erteilen. Die Anträge werden deshalb an die regional zuständigen Patentämter weitergeleitet. Monsantos Patentansprüche beziehen sich auf einfache Verfahren, die jedoch genutzt werden, um unglaublich breit gefächerte Ansprüche anzumelden.

In dem Antrag WO 2005/015989 beschreibt Monsanto sehr allgemeine Zuchtmethoden wie Kreuzung, Selektion, künstliche Besamung und andere bereits angewendete Verfahren. Die eigentliche »Erfindung«, auf die Monsanto Anspruch erhebt, ist nur eine bestimmte Kombination dieser Elemente, mit der der Zuchtzyklus für ausgewählte Eigenschaften beschleunigt werden soll, damit die Tiere wirtschaftlich profitabler werden. Then schreibt weiter: Monsanto beantragt nicht nur ein Patent auf die Methode, sondern ein Patent auf die Schweine selbst, die mit dieser Methode gezüchtet werden. Der Antrag ist erstaunlich umfassendes breit und umfassend.

Der Patentantrag WO 2005/017204 bezieht sich auf Schweine, bei denen eine besondere Gensequenz vorliegt, die zu schnellerem Wachstum führt. Es handelt sich um eine Variation einer natürlich auftretenden Sequenz. Die ist keine Erfindung von Monsanto. Diese Gensequenz wurde erstmals bei Mäusen und Menschen festgestellt. Monsanto möchte ganze Schweinepopulationen auf diese Gensequenz untersuchen und die Tiere auslesen, die mehr Fleisch pro eingesetztem Pfund Schweinefutter produzieren. Bei diesem Futter handelt es dann natürlich gentechnisch veränderte Futtermittel (Sojabohnen und Mais) der Marke Monsanto, die aus Saatgut der Marke Monsanto gewonnen werden und auf Felder wachsen, die mit dem Herbizid Roundup der Marke Monsanto und mit Pestiziden der Marke Monsanto besprüht werden.

Monsanto beansprucht jedoch nicht nur den Besitz der Selektions- und Zuchtmethode, nicht nur die Information über genetische Indikatoren, sondern das ganze Schwein:

– Anspruch 16 bezieht sich auf ein Patent für: »ein Ferkel, produziert nach der Methode …«

– Anspruch 17 bezieht sich auf ein Patent für: »Eine Herde Schweine, bei der ein bestimmtes ... Gen häufiger auftritt«

– Anspruch 23 bezieht sich auf ein Patent für: »Eine Schweinepopulation, produziert nach der Methode …«

– Anspruch 30 bezieht sich auf ein Patent für: »Eine Schweineherde, produziert nach der Methode …«

Das bedeutet, dass der Monsanto-Konzern im alleinigen Besitz der Schweine, deren Nachkommen und des Nutzungsrechts der genetischen Information für die Zucht ist; jede Nachbildung oder Patentverletzung wird mit Bußgeldern oder Gefängnisstrafen geahndet.



Patente auf bestimmte Genvarianten bei Schweinen würde es GVO-Firmen wie Monsanto ermöglichen, Lizenzgebühren für die Ferkel zu erheben.

Monsanto versucht nach eigenem Bekunden nicht, Schweine patentieren zu lassen, das Unternehmen wolle nur in der Lage sein, nachzuverfolgen, welche Tiere aus ihrem System stammen. Befürworter gentechnisch veränderter Nahrungsmittel sagen immer wieder, dies sei der beste Weg, die Nahrungsmittelproduktion zu erhöhen – eine zumindest zweifelhafte Behauptung, um es vorsichtig zu formulieren. Praktisch würde es bedeuten, dass die Bauern Lizenzgebühren für ihre Schweine zu entrichten hätten. Monsanto schreibt: »Die (Schweine-) Industrie ist für die ländlichen Gebiete in Amerika von großer Bedeutung. Die Landwirte erwirtschaften pro Jahr normalerweise mehr als elf Milliarden US-Dollar, der Wert des verkauften Schweinefleischs im Einzelhandel beläuft sich auf 38 Milliarden Dollar pro Jahr.«

Monsanto hat ursprünglich sein Geld fast ausschließlich im Bereich Agrochemie verdient. In den letzten zehn Jahren hat das Unternehmen jedoch für etwa zehn Milliarden Dollar andere Saatgut-Hersteller von Saatgut und andere Firmen im Agrobusiness-Bereich aufgekauft. Die größte Übernahme war die der Firma Seminis, des weltgrößten Herstellers von Gemüsesamen.

Monsanto besitzt sehr umfangreiche Patente auf Saatgut, zumeist bezogen auf gentechnisch veränderte Organismen (GVOs). Monsanto beansprucht auch Patentrechte auf Erfindungen, die gar nicht von Monsanto stammen, wie traditionell gezüchteter Weizensamen aus Indien und Sojapflanzen aus China. Viele dieser Patente beziehen sich nicht nur auf die Nutzung des Saatguts, sondern jegliche Verwendung der Pflanzen und der Ernte.

Nachdem Landwirte und Züchter gegen das Patent protestiert hatten und nachdem das Europäische Patentamt (EPO) in München einen sehr kritischen Untersuchungsbericht veröffentlicht hatte, hat Monsanto die Ansprüche in dem europäischen Patentantrag verändert.

In Europa sind die Schweine und die Gensequenz nicht mehr Teil des Antrags. Im November 2007 hat Monsanto seine Tochterfirma Monsanto Choice Genetics an die Firma Newsham Genetic LC verkauft und sich damit »sämtlicher auf Schweine bezogener Patente, jeglicher Patentanträge und des geistigen Eigentums« entledigt.

Dennoch wurde das Europäische Patent EP 1651777 am 16. Juli 2008 erteilt. Es bezieht sich auf die genetische Diagnostik bei Schweinen, die ein bestimmtes Gen aufweisen, das zu schnellerem Wachstum führt, EPO-Antrag WO 2005/017204. Patente auf Lebewesen sollten prinzipiell verboten werden. Die Wissenschaft leistet nicht automatisch einen positiven Beitrag zur Entwicklung der Menschheit. Einige wissenschaftliche Fortschritte dienen der Menschheit, aber andere eben nicht, und diese sollte die Regierung nicht zulassen. Bei GVO-Patenten geht es um politische Macht über die ganze Welt und nicht darum, wie die Menschen besser und effektiver ernährt werden können.

Quelle

Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.03.2010 11:09.

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